Demonstration on 11 August, 2017 at 11am in front of the Federal Foreign Office in Berlin

(english below)

Einladung zur Protestkundgebung gegen die Einreiseverbote für Künstler_innen aus dem nichteuropäischen Ausland

Unseren Gästen, der Künstlergruppe Team of Love aus dem Südsudan, wurde von der Deutschen Botschaft in Kairo die Einreise nach Deutschland verweigert.
Wir können diese Entscheidung nicht nachvollziehen und wollen unserem Unmut darüber nachdrücklich Ausdruck verleihen. Für unsere Arbeit als Künstler_innen ist es unumgänglich notwendig, mit Menschen aus unterschiedlichen Regionen und unterschiedlicher Herkunft im Austausch zu stehen. Die Ablehnung unserer Gäste bedeutet für uns eine maßgebliche Beschränkung in unserer Arbeit, eine gravierende Einschränkung unserer Rechte als Bürger_innen und unserer persönlichen Freiheit. Des Weiteren beinhaltet die Ablehnung der Visaanträge Formulierungen, wie „Rückkehrzweifel“, die wir als diskriminierend wahrnehmen und gegen die wir entschieden protestieren.

Aus Protest gegen die Entscheidung der deutschen Auslandsvertretung in Kairo und somit gegen die Vorgehensweise deutscher Behörden werden wir am 11. August 2017 um 11 Uhr vor dem Auswärtigen Amt in Berlin eine Kundgebung abhalten.

Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland
Werderscher Markt 1
10117 BERLIN

Zum Hintergrund:
Die Künstler_innengruppe Team of Love aus dem Südsudan wurde von der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) eingeladen, als Musiker_innen und Performer_innen an dem Projekt „The Swan Song Operetta“ mitzuwirken. Der Einladungsprozess wurde sechs Monate vor Projektbeginn in die Wege geleitet. Aufgrund des im Südsudan herrschenden Bürgerkrieges leben die Künstler_innen des Team of Love in Kairo. Der Deutschen Botschaft in Kairo wurde neben dem Einladungsschreiben eine Projektbeschreibung, Erklärungen zur inhaltlichen Einbindung des Team of Love vorgelegt und die Kostenübernahme für Reisen, Versicherungen und Unterhalt während des Aufenthaltes zugesichert und nachgewiesen.

Dennoch wurde der Antrag der Künstler_innen im Ablehnungsbescheid als „nicht glaubhaft“ eingestuft. Zudem wurde ihre Fähigkeit, „die finanziellen Mittel zum Bestreiten des Aufenthaltes und der Rückreise aus dem Schengenraum rechtmäßig zu erlangen“ angezweifelt.

Im Ablehnungsschreiben wird zudem angeführt, dass die Antragsteller_innen „über keine ausreichende familiäre, soziale oder wirtschaftliche Anbindung“ in ihrem momentanen Aufenthaltsland verfügen und dass demzufolge „Rückkehrzweifel“ nicht ausgeschlossen werden könnten.
Wir finden diese Formulierungen diskriminierend.

Wir haben die Mitglieder vom Team of Love als professionelle Künstler_innen für die Mitwirkung an einem Kunstprojekt eingeladen.

Für den Ablehnungsbescheid scheint das keine Rolle zu spielen. Unsere Gäste werden aufgrund ihrer Herkunft aus einem Land, in dem Bürgerkrieg herrscht, und aufgrund ihres unsicheren Status in Ägypten in erster Linie als potenzielle Asylbewerber in Deutschland eingestuft. Dies reicht anscheinend als Begründung, um ihre Bewegungsfreiheit einzuschränken und unsere Zusammenarbeit zu verhindern.

Wir sind wütend und wir protestieren gegen die Behandlung unserer Gäste. Wir wehren uns gegen die Bevormundung, die gegen uns als Gastgeber*innen ausgeübt wird. Wir wollen uns unsere Kooperationspartner*innen selber aussuchen.
Nur so können wir Kunst schaffen, die sich unabhängig den Herausforderungen unserer Zeit stellt.

Invitation to protest against the entry restrictions for artists from non-European countries

Our guests, the “Team of Love”, from South Sudan, were denied entry into Germany by the German Embassy in Cairo.
As a publicly funded institution, the nGbK invited the artists for a project planned long in advance. The Embassy in Cairo concluded that the “purpose and conditions of the intended stay were not credible”. We are outraged by this assumption and we want to express our dissatisfaction in their decision.
It is absolutely necessary for our work as artists, to have meaningful exchanges with people from different regions and different backgrounds. The refusal of our guests application, to share their artistic work here in Germany, means an impediment and constraint of our own work as well. Furthermore, the rejection of their visa applications included phrases such as “doubts regarding return”, which we perceive as discriminatory and which we resolutely protest.

In protest against the decision of the German foreign representation in Cairo and therefore against the procedure of German authorities, we will hold a demonstration on 11 August, 2017 at 11am in front of the Federal Foreign Office in Berlin.

Federal Foreign Office of the Federal Republic of Germany
Werderscher Market 1
10117 Berlin, Germany

We cordially invite you to participate in the demonstration

The background:
The artist group “Team of Love” from South Sudan was invited by the neue Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) to participate as musicians and performers in the project “The Swan Song Operetta”. The invitation process was initiated six months before the start of the project. Because of the civil war prevailing in South Sudan, the artists of the “Team of Love” are living in Cairo. The German Embassy in Cairo was presented with a description of the project, explanations on the content of the work of the “Team of Love”, and the coverage of the cost of travel, insurance and provisions during their stay.
Nevertheless, the artists’ application was categorized as “not credible” in the decree. It was doubted that the guests “have sufficient means of subsistence for the duration of their intended stay or for their return to their home or country of residence”. In the letter of rejection, it is also stated that the applicants “do not have sufficient family, social or economic ties” in their current country of residence and that, as a result, doubts about their return could not be excluded.
We find these formulations discriminatory.

We invited the members of the “Team of Love” as professional artists to participate in an art project. This does not seem to play any role in the refusal. Our guests are classified as potential asylum seekers in Germany because of their origin in a country where civil war prevails and because of their uncertain status in Egypt. This seems to be a reason to restrict their freedom of movement and to prevent our artistic collabration with them.
We are angry and we protest against the treatment of our guests. We oppose the paternalism which is exercised against us as hosts. We want to be able to choose our cooperation partners.
Only in this way can we create art that is independent and reflective of the challenges of our time.
Project team “The Swan Song Operetta”